Steilküste Látrabjarg: Unsere Geschichte und Tipps für Euren perfekten Start in den Westfjorden.
Wer die einsamen Westfjorde kennenlernen darf, schaut mit anderen Augen auf Island. Für uns wurden gleich die ersten 24 Stunden in den Westfjorden zu einem unvergesslichen Erlebnis, mit einem kleinen Schrecken und einer großen Überraschung. Das Hnjótur Guesthouse und unser Gastgeber Kristinn sind ein unerwartetes Highlight am westlichsten Ende Europas.
Látrabjarg: 14 km Vogelparadies
Die Westfjorde ziehen naturbegeisterte Neuankömmlinge schnell in ihren Bann. Helle Strände, schwindelerregende Straßen an steilen Hängen, Kuriositäten, wilde Tiere und ganz viel Einsamkeit. Uns interessiert hier zunächst die Vogelwelt, insbesondere die Papageientaucher (Puffins), die an den kilometerlangen Klippen Látrabjargs aus der Nähe beobachtet werden können.
Für echte Ornithologen gibt es noch deutlich mehr interessante und einzigartige Vögel zu entdecken. Wir konzentrieren uns aber auf die süßen Wahrzeichen und hoffen, dass wir das gute Fotolicht im Sommer ausnutzen können. Tipp: Die Puffin kommen erst Abends zurück an die Klippen, daher plant nicht unbedingt nur tagsüber, um die Vögel zu fotografieren.
Der Wind knallt hier auf die 400m hohen senkrechten Klippen. Auch ohne Sturmböen solltet Ihr Euch hier nur im Liegen dem Abgrund nähern. Nicht überall ist die Kante stabil und dann geht es 400m senkrecht abwärts.
Die Papageientaucher hingegen stört die Tiefe überhaupt nicht. Völlig entspannt leben sie hier am Abgrund und erholen sich von der Jagd in den wilden Fluten, die unten gegen die westlichste Kante Europas donnern. Man muss sie lieb haben diese niedlichen Tierchen, mit ihren bunten Schnäbeln und den leicht tollpatschig wirkenden Flug. Tatsächlich aber sind sie perfekt angepasst an die widrigen Bedingungen, genau wie die stolzen Einwohner der Westfjorde. Einer von Ihnen ist unser Gastgeber Kristinn.
Übernachtungstipp Látrabjarg: Guesthouse Hnjótur
Auf dem Weg zum Látrabjarg verläuft der Örlygshafnarvegur 612 entlang einer Ansammlung von Häusern mit einem großen Hangar. Dazu stehen alte Schiffe hier mitten in der Landschaft, und das fernab von einem Hafen, geschweige denn eines Flughafens. Vor dem Haupthaus weht die isländische Fahne, wir stehen direkt vor unserer Unterkunft, dem Hnjótur Guesthouse.
Unser Gastgeber Kristinn Thor Egilsson nimmt uns herzlich im Empfang. Wie jeden Abend hat er für seine Gäste gekocht, von seinen Kochkünsten ist übrigens auch auf Tripadvisor viel zu lesen. Wir sind allerdings zu spät für Essen, dafür bekommen wir noch eine Flasche Wein mit aufs Zimmer. Noch leicht wackelig auf den Beinen von den Sturmböen verabschieden wir uns in unsere kuschelige Holzhütte mit eigener Küchenzeile.
Hnjótur: Ein Ort eng verwoben mit der Geschichte der Westfjorde
Am nächsten Tag treffen wir Kristrinn zum Frühstück und Interview. Kristinn ist hier aufgewachsen und hat das Anwesen von seinem Vater übernommen. Früher hat die Familie hier von Landwirtschaft und der Fischerei gelebt. Beides war hier schon immer sehr hart. Hier oben im Nordwesten Islands ist es besonders schwer in den kurzen Sommern der Natur etwas zum Überleben abzuringen. Im Winter liegt hier monatelang hoher Schnee.
Ein kleines Denkmal erinnert auch an die Seefahrer und Fischer, die hier mit ihren kleinen Booten raus auf die See gerudert sind. Nicht selten kamen sie dabei in Seenot. Das Holz für die Boote wird bis heute aus Sibirien angeschwemmt. Ohne dieses Holz wäre ein Überleben hier nicht möglich gewesen. Es wurde nicht nur für Feuer benutzt, sondern auch für den Bau von Booten, die wiederum die Ernährung sicherten. So leben hier die Generationen im Einklang mit der Natur und nehmen sich, was sie zum Überleben brauchen. Ja, die Isländer, vor allem hier oben in den Westfjorden, sind aus einem besonderen Holz geschnitzt.
Gastgeber Hnjótur: Erfindungsreich, vielseitig und anpassungsfähig
Das Haus und die kleinen Hütten werden mit Strom aus Wasserkraft beheizt. Selbst wenn der kleine Stausee zufriert, fliesst das Wasser unter dem Eis noch weiter und treibt die Turbinen an. Genug Strom für Kristinn und seine Gäste.
Wir sind begeistert von der Anpassungsfähigkeit und der Erfindungsreichtum der Isländer. Kristinn ist nicht nur Landwirt und Fischer, er ist auch ein ausgezeichneter Koch, Haus- und Hüttenbauer, Künstler, Historiker, Handwerker, Pilot, Geschichtenerzähler und ein ganz wunderbarer Gastgeber. Er schafft es schnell, Menschen in seinen Bann zu ziehen. Wir fangen an die Westfjorde schon in den ersten 24h ins Herz zu schließen.
Hangar und Museum Hnjótur: Unerwartetes Highlight
Wir gucken auf die Uhr, da wir eigentlich schon unterwegs zur nächsten Etappe sein wollten. Doch dann weist uns Kristinn auf das Museum und den Hangar hin und drückt mir einen Schlüssel in die Hand. Wir erkunden also das Areal um den Hangar und das Museum. Allerhand Sammlerstücke stehen hier herum. Boote, alte Autos und ein Flugzeugwrack der US Navy.
Wir sind gespannt, was sich im Hangar befindet und schließen die schwere Stahltür auf. Drinnen trauen wir unseren Augen kaum. Da steht ein gut erhaltenes Doppeldeckerflugzeug vom Typ Antonov AN-2. Voller Entdeckerdrang gehe ich ins Innere des Flugzeugs und hoffe, dass der Doppeldecker dabei nicht nach vorne kippt oder zerbricht. In der Maschine ist es etwas gruselig mit den leeren verstaubten Sitzen. Dennoch einmal Platz nehmen an den Schaltknüppeln spielen kann ich mir nicht verkneifen.
Auch die anderen Gegenstände sind durchaus interessant. Alte Wikingerboote, ein altes Postauto. Hier drinnen atmet man den Geist der Geschichte, ohne Verbotsschilder. Kristinn kann zu allen Sammlerstücken Geschichten und Hintergründe erzählen. Am besten Ihr entdeckt das alles direkt vor Ort. Unabhängig vom Hangar würden wir Euch auch das Museum Hnjótur empfehlen.
Einbruch auf dem Abenteuerspielplatz
Völlig überladen mit Eindrücken ziehe ich beim Verlassen des Hangars die Tür hinter mir zu. Drinnen liegt nicht nur mein Handy sondern auch der Schlüssel zum Hangar. Der einzige Schlüssel wie sich wenig später herausstellt. Die Tür lässt sich nicht mehr öffnen.
Es folgt eine abenteuerliche Einbruchsaktion auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte. Zusammen mit Kristinn finden wir einen Weg in den Hangar. Wir haben erst mal genug Abenteuer und wissen, bei unserem nächsten Westfjorde Besuch werden wir mehr Zeit einplanen für Hnjótur und Umgebung.
Auf die Aufregung serviert uns Kristinn noch eine typische Skyr-Torte und wir machen uns gute gestärkt auf den Weg in die weiteren Highlights der Westfjorde.
Fazit: Unsere Übernachtungsempfehlung für Euer Abenteuer am Látrabjarg
Hier lernen wir viel über die zähen und liebevollen Bewohner von denen wir uns so viel abschauen können. Wir spüren schon jetzt den Stolz auf die eigene Geschichte aber auch die große Offenheit der Menschen, Offenheit für Gäste, für Ideen und für alles Neue. Wenn Ihr also nach Látrabjarg fahrt, nehmt Euch hier etwas Zeit oder verbringt eine Nacht hier. Es gibt kleinere Unterkünfte im Haus oder eigene Hütten. Wir hatten eine kleine Hütte und fanden das sehr komfortabel, zumal wir oftmals länger unterwegs sind als andere Gäste.
Wertvolle Links zum Látrabjarg:
- Alle unsere Island Reisen buchen wir hier: https://www.katla-travel.is/rundreisen-mietwagen/gaestehaus-hotelrundreisen
- Die Unterkunft Hnjótur: http://www.hnjoturtravel.is/
- Das A und Ö der Westfjorde: https://www.westfjords.is/
- Alle Artikel zu den Westfjorden: https://saltylove.de/island/island-westfjorde
- Unsere Artikel zu Island: https://saltylove.de/island
- Ein Rezept für die Skyrtorte nach Art der Westfjorde findet bei Ursula bzw. in Ihrem wunderbaren Blog Islandfan-Kochbuch
- Noch eine Persönlichkeit der Westfjorde: https://saltylove.de/isafjoedur-helga
- Leseempfehlung: Zauber des Nordens Westfjorde (Print Magazin)mit zwei Artikeln von uns zu Whale Watching und den Polarfüchsen in den Westfjorden
Auch in dieser Ausgabe der ZAUBER DES NORDENS findet ihr zwei Artikel von uns. Hier könnt Ihr die Ausgabe bestellen.
Schreibe einen Kommentar