Island Hochland Special:
Road to Mordor – Wo Orks sich gute Nacht sagen.
“Ein für Anna und Michael unvergessliches Abenteuer war die Fahrt über die nummernlose Piste von der F208 über die Skælingar Hütte zum See Blautulón. Sie gehört zu den schwierigeren Strecken im Hochland. Im Trackbook Island von Melina Lindenblatt und Matthias Göttenauer wird diese Route als „Road to Mordor“ bezeichnet. Es werden „abwechslungsreiche 4×4 Passagen“ mit „überwältigenden Ausblicken“ angekündigt. Allerdings heißt es in der Wegbeschreibung auch: „An einem dunklen und nebligen Tag werden jedoch alle Herr der Ringe Stereotypen abgerufen“. Es wartete also ein ganz besonderes Erlebnis auf Anna und Michael.”
Hochland-Abenteuer von Beginn an
Wir fahren bei sommerlichem Wetter von der F208 ab und starten nach wenigen Metern mit der ersten Furt. Und die hat es direkt in sich, so um die 60 – 70 cm dürfte der Wasserstand sein, dennoch klappt diese Furt mit unserem gemieteten Defender problemlos. Wenige hundert Meter geht es weiter, dann heißt es durch den Fluss flussaufwärts fahren. Durch die Strömung lassen sich Steine nur schwer erkennen und wir merken früh, warum für diese Piste nur Geländewagen der Größe eines Land Cruisers oder Defenders empfohlen wird.
Unser Hochland Adventskalender
Fröhlich bezeichnet Anna das Trackbook als „Adventskalender”. Alle wichtigen Streckenabschnitte sind in Piktogrammen dargestellt. Mit jedem Piktogramm öffnet sich eine neue Überraschung. Die Piste führt am Fluss entlang und durch eine wirklich schöne Lavalandschaft. Wir erfreuen uns an spektakulären Ausblicken. Nach gut zehn Kilometern machen uns die tiefen Furchen auf der Piste zu schaffen. Das Auto steht bedenklich schief, kommt sogar leicht ins Rutschen und setzt trotz der Bodenfreiheit leicht auf. Puh, alles gut gegangen. Wir beginnen langsam zu verstehen, was mit „4×4 Freuden“ gemeint gewesen ist.
Schlagloch-Festival
Weiterhin gut gelaunt passieren wir die Hütte Skælingar des isländischen Wandervereins Ferðafélag Íslands und einen sehr schönen Picknickplatz. Hier ist übrigens ein gut geeigneter Ausgangspunkt für Wanderungen durch diesen Teil des Hochlands. Unser Song-Tipp für diesen Abschnitt der Strecke ist der Song Road Holes von Mogli (Youtube), auch textlich absolut passend:
You cover the road holes before I stumble,
Lead me through those fields of traps
The road ahead it starts to crumble
You build bridges over gaps
Statt Brücken gibt es ab jetzt allerdings eher steinige und steile Abschnitte. Na klar, wer sich so ein starkes Auto mietet, der möchte auch sehen was so ein Auto kann. Wir haben uns im Defender vom Autovermieter Hertz zwar jederzeit sicher gefühlt, aber mit dem falschen Auto oder ganz ohne Erfahrung würden wir diese Strecke auf keinen Fall empfehlen.
Ratlos im Hochland
Steiniger Aufstieg
Während wir die ausgelobte Aussicht genießen und uns im Schritttempo den Berg hinauf kämpfen, sehen wir, dass wir in ein dichtes Wolkenfeld hineinfahren werden. Und so kommt es, wie es kommen muss. Bald können wir keine drei Meter mehr weit schauen. Der Defender meistert den steilen und sehr steinigen Anstieg souverän. Dennoch würde uns interessieren, wie weit es direkt neben uns im Nebel eigentlich den Berg hinunter geht. Und mit der schönen Aussicht ist es auch erst einmal vorbei. Je länger wir durch den dichten Nebel fahren, desto mehr denken wir an die vor uns liegende Abfahrt. Sollte es so steil und steinig weitergehen, könnte es gerade bergab unangenehm werden.
Gespenstischer Nebel
Wie im Trackbook angedeutet, ist es hier oben im Nebel recht gespenstisch und abgelegen. Oben auf der Bergkuppe angekommen, halten wir Ausschau nach der Abzweigung in Richtung Langisjor. Der Nebel und die letzten vier Kilometer flössen uns Respekt ein und wir sind etwas ratlos. Wir haben auf der gesamten Strecke niemanden gesehen. Ohne Handyempfang und im dichtesten Nebel überlegen wir, ob wir die Fahrt bergab ins Ungewisse starten oder den steilen, steinigen Weg zurückfahren sollen.
Erst mal zu Fuß weiter
Ich beschließe, mir die weitere Strecke nach unten erst einmal zu Fuß anzusehen. Anna bleibt im Auto zurück und wir bleiben über Walkie-Talkies in Kontakt. Die weitere Strecke sieht sehr gut aus, allerdings ist noch immer nicht erkennbar, wie es neben der Strecke aussieht.
Dann plötzlich ein Autogeräusch, das lauter wird. Im dichten Nebel ist allerdings nichts zu erkennen. Dann zwei Lichter und ein riesiger Super-Jeep steht neben mir. Ich glaube die beiden Männer wundern sich, dass ich hier ohne Rucksack und allein unterwegs bin. Ich befrage sie zum weiteren Streckenverlauf und sie berichten, dass der Weg gut befahrbar sei. Allerdings warnen sie mich vor dem See, der noch auf uns wartet und dessen Uferlinie zu passieren ist. Über Funk gebe ich Anna Meldung, dass ich zurückkomme und wir weiterfahren können.
“Way down we go”
Erst jetzt merke ich, wie weit ich eigentlich bereits bergab gelaufen bin. Jede Kurve sieht im Nebel gleich aus. Entschlossen setzen wir die Fahrt fort. Ich bin froh, denn der Rückweg wäre sehr anstrengend gewesen und ein Umdrehen wäre zudem einem Scheitern gleichgekommen.
Auf butterweicher Strecke fahren wir in Richtung des Blautulón Sees und nachdem wir das Wolkenfeld verlassen haben, hellt sich auch unsere Stimmung deutlich auf. Aus den Lautsprechern tönt blechern der Song „Way down we go“ (Youtube) von unserer isländischen Lieblingsband Kaleo. Und dann sehen wir den Blautulón vor uns liegen.

Blautulón See, wichtiges Hinweisschild
Ja, die Piste geht genau hier durch. Ein Schild weist auf die tiefe Abbruchkante hin und dass man also sehr nah am Ufer fahren soll. Dass hier mal ein ganzer Bus binnen einer Minute komplett versunken ist, haben wir erst später erfahren.
Unheimliche Stille am Blautulón
Wir schauen uns den See vom Ufer aus an, hier herrscht absolute Stille. Nur das leise Prasseln des einsetzenden Regens ist zu hören. Es wäre schön, wenn hier noch ein anderes Fahrzeug wäre, nur falls etwas passiert. Sei es drum, zurück in den Nebel wollen wir nicht fahren und das Wasser sieht gar nicht so tief aus. Also gut. Fenster runterkurbeln (falls wir das Auto schnell verlassen müssen), Übersetzung rein und los geht es. Es regnet zwar, aber da nur ein leichter Wind weht, ist die Abbruchkante gut zu erkennen und das Wasser am Ufer nicht sonderlich tief. Die Strecke durch den See ist rund 600 Meter lang und sehr aufregend.
Road to Mordor: Ein echtes Abenteuer im Hochland Islands
Nach weiteren zwei Kilometern erreichen wir eine kleine Kreuzung auf der wir auf die F235 abbiegen. Es gäbe hier noch die Möglichkeit eine weitere schwierige Passage zu fahren.
Wir haben allerdings genug Abenteuer für heute erlebt und fahren begeistert in Richtung Süden zurück. Die „Road to Mordor“ ist eine landschaftlich spektakuläre Strecke und für 4×4 Begeisterte eine absolute Freude. Sowohl die Seedurchfahrt als auch die steilen, steinigen Passagen sind ein echtes Abenteuer.
Wir hoffen, dass diese Strecke im wenig bereisten Teil des Hochlands weiterhin offen bleibt. Dafür ist natürlich verantwortungsvolles Fahren aller Autofahrer die absolute Voraussetzung. Auch in diesem besonders einsamen Teil des Hochlandes ist Offroad-Fahren wie überall in Island absolut tabu. Für uns steht fest, diesen Teil des Hochlandes werden wir erneut besuchen, um dann auch die Wanderwege kennen zulernen.
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