Arktis Fotografie: Unsere Top 5 Tipps
Bei kaum einer Reise hatten wir so eine intensive Vorbereitung wie für unsere Expedition zu den Eisbären auf Spitzbergen. Wir waren im März 2022 mit der MS Freya unterwegs, um die arktische Tierwelt zu fotografieren, die eisige Landschaft und das magische Licht zu erleben und festzuhalten.
Abgesehen von einem Sparplan für die Reise, begannen wir auch früh, uns mit unserer Ausrüstung auseinanderzusetzen. Da es unterschiedliche Bedürfnisse, Vorlieben und auch unterschiedliche Budgets gibt, ist es nicht möglich, die eine perfekte Ausstattung für alle als Empfehlung für die Arktis zu geben.
Ganz sicher hilft Dir aber dieser Artikel, die für Dich richtige Entscheidungen zu treffen, unabhängig von deiner favorisierten Kameramarke und deinem Budget.
Tipp #1: Wie gehe ich mit der Kälte in der Arktis um?
Nicht nur unsere Finger, auch unser Equipment mag die Kälte nicht so sehr. Auf Spitzbergen sind es im März oft weniger als -22°C. Richtig unangenehm wird es, wenn Wind dazu kommt. Wir hatten im März meistens sonniges Wetter, dennoch wird es auf dem Schiff, dem Zodiac oder auf dem Snow-Scooter sehr schnell frisch.
Am herausforderndsten ist die Kälte für die Kamera und die Akkus, da die Leistung stark eingeschränkt werden kann. Es sollten also immer Ersatzakkus dabei sein, die auch körpernah, zum Beispiel in den Innentaschen der Jacke, getragen werden sollten.
Solltest Du ein Stativ mitnehmen, zum Beispiel um im Winter Nordlichter oder die Landschaft zu fotografieren, benötigst Du ein kälteresistentes Stativ. Bei einigen Stativen gefriert das Schmiermittel, was zu einer Einschränkung der Beweglichkeit führt. Idealerweise hat das Stativ auch Gummigriffe gegen Erfrierungen und Spikes für die Rutschfestigkeit auf dem Eis.
Damit Du auch längere Zeit in der Kälte die Kamera bedienen kannst, solltest du ein paar Heatpacks im Gepäck dabei haben. Wir haben sehr dünne, touchscreenfähige Handschuhe zum Fotografieren getragen und dicke Fäustlinge darüber gezogen, wenn wir nicht fotografiert haben.
Tipp #2: Fotografieren mit großer Entfernung
Wir lieben es, uns zu bewegen und uns die beste Position für das perfekte Bild zu suchen. Bei einer Expedition mit dem Schiff, aber auch auf dem Zodiac ist der Bewegungsradius sehr stark eingeschränkt. Und gerade wenn es um das Fotografieren von Wildtieren, insbesondere von Eisbären, geht, ist es oft schwer, überhaupt nah an die Tiere heranzukommen. Die Eisbären-Familie, die wir vom schwankenden Schiff fotografieren konnten, war rund hundert Meter weit entfernt. Aber auch an Land sind die Wildtiere häufig in weiter Entfernung.
Ein Zoom-Objektiv mit bis zu 400mm Brennweite ist die Basis, sicherer ist ein 600mm Objektiv. Alternativ oder zusätzlich funktionieren auch Telekonverter gut, je nach Kamera ist hier der Lichtverlust abzuwägen.
Wir haben unsere Bilder mit und ohne Telekonverter verglichen und konnten mit 400mm bei unserem Objektiv ohne Konverter die besten Ergebnisse erzielen. Je kleiner die Blende und je höher die Lichtstärke, desto teurer das Objektiv und desto besser die Bilder.
Tipp#3: Fotografieren in der Dunkelheit
Wenn nicht gerade Sommer im Norden ist, sind die Lichtbedingungen für das Fotografieren aus großer Distanz oft nicht ideal. Ab März steht die Sonne schon recht hoch, aber gerade die langen Morgen- und Abendstunden sind häufig eine Herausforderung für die Kamera, erst recht, wenn ein Tele-Objektiv zum Einsatz kommt. Wenn Du außerdem von einem schwankenden Schiff fotografierst und sich bei der Wildtierfotografie bewegte Motive hast, benötigst Du zudem eine kurze Verschlusszeit.
Achte bei der Kamera darauf, dass Du auch mit hohen Iso-Werten noch gute Bilder erzielen kannst. Hier sind die Kameras mit aktueller Sensortechnologie und neueste Bildverarbeitungsprozessoren im Vorteil.
Tipp#4: Wenig Zeit beim Fotografieren in der Arktis
Grundsätzlich gilt bei der Wildtierfotografie, Situationen ändern sich permanent und oft bleiben nur wenige Sekunden für das perfekte Foto. Ein Polarfuchs, der über das Eis rennt, ein Walross, das unter dem Schiff hindurch taucht, ein Eisbär, der in das Wasser springt.
Ein schneller und präziser Autofokus hilft enorm.
Grundsätzlich empfiehlt sich eine (wasserdichte) Fototasche, bei der man schnell ans Objektiv herankommt: Bei einigen Taschen kommst Du an die Fächer, ohne den Rucksack absetzen zu müssen.
Tipp#5: In der Arktis fotografieren bei Nässe
Neben der Feuchtigkeit durch Kondenswasser muss auch immer mit Regen oder Schnee gerechnet werden. Auch bei Fahrten im Zodiak ist Feuchtigkeitsschutz gefragt. Besonders Salzwasser kann sehr aggressiv für das Kameraequipment sein. Trockensäcke, wie sie beim Kanufahren zum Einsatz kommen, sind nicht immer optimal, da das Material friert und sehr schnell sehr hart wird.
Neben der Nässe von außen kann auch Feuchtigkeit generell ein Problem sein. Es ist keine gute Idee, die kalte Kamera unter der Jacke zu wärmen oder die Linse einzuhauchen, um sie zu säubern. Wasser kondensiert auf der Kamera und kann gefrieren. Lasse die Kamera noch eingepackt, wenn Du ins Warme gehst, bis sich die Kamera etwas akklimatisiert hat. Packe sie also nicht sofort aus und schalte sie nicht sofort an.
Fazit: In der Arktis fotografieren
Wer eine Expedition in die Arktis macht, ist schon etwas abenteuerhungrig und nimmt in Kauf, dass eine Reise auch nicht so “günstig” ist. Wenn Du sehr gute Fotos machen möchtest, lohnt es sich auch sehr gutes Equipment mitzunehmen und auch etwas mehr als für eine Standard-Ausstattung zu investieren. Achtet bei dem Kameraequipment auf:
- Möglichkeit höherer ISO-Zahlen mit wenig Bildrauschen
- Größe und Gewicht der Kamera
- Brennweitenbereich des Objektivs
- Die Qualität und Leistung des Sensors
- Anzahl an Megapixel
- Lichtstärke des Objektivs
- Kälteresistenz des Statives
Welches für Dich das optimale Kamera-Setting ist, hängt wie eingangs erwähnt von Deinen persönlichen Vorlieben und Deinem Budget ab. Wir hoffen, dass wir Dir in diesem Artikel schon gute Tipps geben können.
Für uns sind unsere Arktis-Bilder noch immer das Größte. Weil wir die Eisbären fotografieren konnten, aber auch weil wir uns Zeit nehmen konnten, die Eisbärfamilie einfach nur zu beobachten.
Was sind Eure wichtigsten Tipps? Schreibt uns gerne eure Meinungen und Erfahrungen. Wir freuen uns auf Eure Anregungen.
Anna & Michael
Wenn Dich das Thema Wildtierfotografie interessiert, schaue doch gerne auch mal unseren Artikel aus Islands Westfjorden Hornststrandir – Auf den Spuren der Polarfüchse an.
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