Der berühmte Königsweg im Abisko Nationalpark
Der Absiko Nationalpark liegt ganz oben im Norden Schwedens. Hier 200 km nördlich des Polarkreises finden wir ein buntes Herbst-Paradies, echte Wildnis und umwerfende Naturerlebnisse. Der berühmteste Wanderweg Schwedens, der Kungsleden, verläuft zum Teil durch den Abisko Nationalpark und endet schließlich in Abisko selbst.
Auf der Europastraße E10 Richtung Abisko Nationalpark
Nach den Stationen Jokkmokk und der Erzabbau-Stadt Kiruna geht unserer Roadtrip noch weiter nach Norden. Die riesigen Abbau-Berge Kirunas hinter uns werden immer kleiner. Die Landschaft wandelt sich in ein Meer aus herbstlichen-gelben Birken, unzähligen Seen und Bergpanoramen. Parallel zur E10 verläuft die historische Eisenbahnline, auf der lange Güterzüge das Erz zum norwegischen Hafen Narvik bringen. Das laute Rattern und Ruckeln der Züge tritt für uns immer mehr in den Hintergrund und wir tauchen ein in eine wilde Natur, die so unberührt und intakt wirkt.
Da wir vorhaben an einem See unser Nachtlager aufzuschlagen, suchen wir uns einen netten Parkplatz am Torneträsk-See. Wie so oft finden wir auch hier eine Feuerstelle und bereitgelegtes Holz. Das Jedermannsrecht in Schweden gestattet es Menschen unter bestimmten Umständen an jedem Ort wild zu zelten. Jetzt im September stehen wir meist fast alleine und freuen uns, dass wir hier stehen können. Jetzt wo wir unser Ziel erreicht haben und kurz vor dem Nationalpark stehen, überkommt uns ein wohliges Gefühl, von angekommen sein, willkommen fühlen und einfach frei sein. Vor wenigen Tagen war unser Plan noch nach Island zu reisen, jetzt stehen wir mit Salty auf 68° 21′ Nord. Mehr als zwei Breitengrade nördlicher als Island. Stark.
Abisko-Nationalpark: Was macht ihn so besonders?
Der Nationalpark Absiko ist besser besucht als jeder andere Nationalpark Schwedens. Das liegt insbesondere an der einzigartigen Natur. Es heißt, hier oben sei Schwedens Natur am schönsten. Verlässt man die markierten Wanderwege ist man schnell für sich ganz allein in echter Wildnis. Eingerahmt von schneebedeckten Bergen zieht sich ein langes Tal von Nord nach Süd durch den Nationalpark.
Ausgedehnte Birkenwälder, glasklare Gebirgsbäche, schneebedeckte Gipfel, rauschende Canyons geben den Wanderwegen ihren besonderen Reiz. Der berühmteste Wanderweg ist der 435 Kilometer lange Kungsleden – der längste markierte Wanderweg der Welt, der hier in Abisko seinen Ausgangspunkt nimmt.
Wandern im Absiko Nationalpark
Auch im September spürt man hier die große Anziehungskraft des Parks für Wanderer. Es gibt viel zu entdecken und entsprechend viele Wanderwege. Aufgrund der unsicheren Wetterlage entscheiden wir uns am ersten Tag erst einmal für eine kleine Wanderung entlang der Abiskojåkka-Schlucht.
Einen guten Überblick über die Wanderwege gibt es hier auf der Website der schwedischen Nationalparks.
Der Kungsleden: Der Königsweg im Abisko Nationalpark
Der Kungsleden ist der wohl berühmteste Wanderweg Schwedens und für manche der schönste Wanderweg der Welt. Er führt nicht nur durch den Abisko Nationalpark, sondern auch vorbei an Schwedens höchstem Berg, dem Kebnekaise und dem Sarek-Nationalpark.
Wir unternehmen eine Tagestour und können uns gar nicht sattsehen, an diesen wunderbaren Landschaften. Wir vergessen fast, dass wir die Strecke wieder zurücklaufen müssen. Unaufhaltsam zieht es uns immer weiter ins Fjäll und auf den Kungsleden nach Süden. Bei vollem Sonnenschein geniessen wir das klare Wasser des Abiskojåkka und die herbstliche Traumlandschaft.
Je weiter wir laufen, desto einsamer wird es. Irgendwann sehen wir die einzigen, die nicht mit großem Mehrtagesgepäck unterwegs sind. Wandergruppen aus allen Ländern sind auch September unterwegs, sämtlich ausgestattet in Top Ausrüstung und mit Wanderstöcken. Hier gibt es keinen Handy-Empfang, keine Strassen, kein Autolärm. Nur das Rauschen des Flusses und der Fjällbirken.
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Gemeinsam draussen, draussen im Norden
Tiere im Abisko Nationalpark
Das Tierleben im Nationalpark ist artenreich. Hier gibt es Seeadler, Lemminge und Rentiere. Letztere ziehen sich im Sommer auf der Flucht vor Mücken und anderen Insekten in die Höhenlagen zurück. Zu unserer Freude gibt es im September keine Mücken mehr.
Leider bleibt uns allerdings das Glück verwehrt einen Elch zu sehen. Beim nächsten Mal steht auf jedenfall ein Besuch des an den Kungsleden angrenzenden Sarek-Nationalpark an. Hier leben die größten Elche und sind vor dem Abschuss geschützt.
Fjällräven Classic – ein echter Klassiker am Kungsleden
Bekannt wurde der Kungsleden auch durch den Fjällräven Classic. Dieser führt über 110 km von Nikkaluokta Richtung Norden bis nach Absiko und findet im August statt. Früher war dieses ein echter Wettbewerb mit Medaillen für die Teilnehmer (Gold bekam wer es in drei Tagen schaffte, Silber bei vier, Bronze bei 5 Tagen). Mittlerweile versucht man wieder das Erlebnis über das Ergebnis zu stellen. Allerdings sehen wir auch im September noch viele “Trailrunner”, die die Strecke in weniger als 15 Stunden zurücklegen. Die Teilnehmerzahl ist auf 2.000 begrenzt, wir sind ehrlicherweise ganz froh, dass wir uns die Natur nicht mit 2.000 anderen Menschen teilen müssen und es auch nicht so eilig haben.
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Profi-Tipp: Wer den Kungsleden in den Sommer-Monaten wandern möchte, sollte von Süden nach Norden laufen. Bis August scheint hier 24 Stunden am Tag die Sonne und es empfiehlt sich einfach die Sonne im Rücken zu haben. Auch das Thema Gepäck spielt eine gewichtige Rolle. Es lohnt sich sehr, sich mit dem Thema “Ultraleicht Wandern” auseinander zusetzen, da die Etappen sonst sehr zehrend werden.
Unser Fazit zum Abisko Nationalpark
Natürlich sind wir begeistert und haben so eine überwältigend schöne Natur in Europa noch nicht gesehen. Wir werden in zwei Jahren wieder her kommen, um mehrere Wanderungen am Kungsleden, im Sarek Nationalpark und am Kebnekaise zu unternehmen.
Hier oben lernen wir, wie schön die unberührte Natur sein kann, wohlwissend dass der Klimawandel hier oben deutlich schneller ankommt und Flora und Fauna verändert. Auch wird durchaus kontrovers diskutiert, ob der Tourismus der Gegend gut tut. Wir wollen es uns nicht ausmalen, wie es hier im Sommer aussieht, wenn 2.000 Menschen hier entlang wandern.
Für uns ist klar, dass wir unsere obligatorische “CO2-Kompensation” in Projekte zum Waldschutz in Deutschland stecken wollen. Wie schön wäre es, wir könnten der Natur auch in unserem heimischen Nordfriesland etwas mehr wilden Wald gewähren. Wir werden wiederkommen, beim nächsten Mal vielleicht mit der Inlandsbanan, die 1.300 Kilometer durch Schweden fährt.
Nachdenklich und beseelt machen wir uns wieder auf die lange Heimreise und freuen uns, neben Island ein weiteres Lieblingsreiseland gefunden zu haben. Schwedisch Lappland.
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